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Wir geben den Betroffenen eine Stimme

Um den SpenderInnen einen möglichst direkten Kontakt zu den Menschen in Beira zu ermöglichen, möchten wir unseren Partnern vor Ort eine Stimme geben. Die Übersetzungen wurden möglichst originalgetreu gemacht. Wir sind uns bewusst, dass der Stil stellenweise etwas holprig ist und bitten dies zu entschuldigen.

Sie finden Berichte von


Dr. Amir Seni, Direktor der Abteilung für Kinderheilkunde im Zentralkrankenhaus in Beira schreibt am 8.3.2020:

Es ist nun schon 12 Monate her, seit wir vom Zyklon Idai getroffen wurden. Bis jetzt läuft der Wiederaufbau, aber viele Gebäude sind noch schwer beschädigt. In der unmittelbaren Phase nach dem Zyklon war das Zentralkrankenhaus von Beira für 72 h der einzige Ort, an dem Verletzte und Kranke versorgt wurden.  Alle, ambulante Notdienste und stationäre Einrichtungen waren komplett überfordert. Nach der ersten traumatischen Phase von zwei bis drei Wochen kam er erneut zu einem verstärkten Zustrom von Patienten mit Erkrankungen, die Folge der Katastrophe waren, z.B. Cholera, Malaria sowie schwere Fälle von akuter Unterernährung, einschließlich Pellagra. Die Neugeborenstation war durch den Zyklon zerstört worden und wir mussten unsere kleinsten Patienten provisorisch auf einer der Stationen der Allgemeinpädiatrie unterbringen und behandeln.

Es war wirklich eine überwältigende Zeit, in der sowohl das Pflege- als auch das Hilfspersonal einfach nicht ausreichten, um die anfallende Arbeit zu erledigen.

Obwohl für Beira erhebliche internationale Hilfe geleistet wurde, erhielt das Zentralkrankenhaus in der Praxis keine Hilfe. Das war besonders hart für uns, da wir als Referenzkrankenhaus, unzählige Patienten zugewiesen bekamen und, obwohl die Strukturen beschädigt waren, die Aktivitäten nicht unterbrachen. Wir erhielten kein zusätzliches Personal. Pflegende und Ärzte leisteten Unglaubliches, kümmerten sich mit Professionalität und Empathie um die Leidenden, und das obwohl viele selber kein Dach mehr über dem Kopf hatten und selber auch unter der Lebensmittelknappheit, die während der ersten Wochen nach Idai in Beira herrschte, litten.

Die Bemühungen des Fördervereins wurden mit größter Erleichterung aufgenommen. Mit Hilfe des Vereins konnten wir dringend erforderliches Pflege und Reinigungspersonal einstellen. Pflegepersonal und Hilfspersonal waren dringend erforderlich, und keine andere Organisation, nichtstaatlich oder anderweitig, erkannte diese Notwendigkeit! Die Situation auf den Stationen war so, dass eine einzige Reinigungskraft für einen ganzen Flügel von 56 Betten verantwortlich war. Eine einzige Pflegekraft war die Versorgung der Patienten dieser 56 Betten verantwortlich. Bei doppelter Belegung eines Bettes hieß das, dass eine Schwester gut 100 Kinder überwachen und mit Medikamenten versorgen musste, sowie außerdem die Blutentnahmen machen musste. Die Hilfe des Vereins ermöglichte eine Verringerung der Überlastung aller Beteiligten sowie eine wesentliche Verbesserung der Arbeitsmoral und die Aufrechterhaltung der guten Laune, was für die Überwindung der Auswirkungen von Idai von entscheidender Bedeutung war. Der Förderverein der Kinderklinik Beira war die einzige Organisation, mit Erfahrungen mit der Funktionsweise des Gesundheitssystems in Beira erkannte und aktiv nachfragte, was unserer Meinung nach eine Priorität war. In diesem Zusammenhang möchte ich auch den Ersatz der durch Idai ruinierten Ultraschallsonden erwähnen. Gerade jetzt, wo unser Labor und die Röntgenabteilung nur eingeschränkt funktioniert, ist gute Ultraschalldiagnostik oft das einzig hilfreiche diagnostische Mittel, das wir haben.

Wir sind auch sehr dankbar, dass das Waschhaus, in dem die Eltern die Kleidung unserer Patienten waschen, renoviert wird und freuen uns auf die baldige Fertigstellung des Waschhauses!

Es sind nun 12 Monate vergangen, aber der Wiederaufbau ist noch nicht abgeschlossen, und das Leben hat sich noch nicht wieder normalisiert. Die Hygiene hat sich nicht verbessert, die Regenzeit dauert an und mit ihr sind eine Zunahme von Fällen von Malaria, Durchfall sowie Lungenentzündung und schwerer akuter Unterernährung besorgniserregend geworden, da die Instabilität der Lebensmittel immer noch andauert und immer noch Fälle von Pellagra diagnostiziert werden.

Als Abteilungsleiter möchte ich dem Förderverein für die fortlaufende Unterstützung danken und auch besonders dafür danken, dass Sie uns vertrauen und genau hinhören, was wirklich unsere spezifischen Wünsche sind.


Sr Zaida Alfonso, Kinderkrankenschwester

Ich bin sehr glücklich, dass ich in den Monaten
nach Idai zusätzliche Schichten arbeiten konnte,
um so mein Gehalt aufzubessern. Meine Eltern
haben alles verloren, sie wussten nicht, wo sie
leben und schlafen sollten. Mit meinem Geld
konnte ich ein kleines Häuschen mit zwei kleinen
Zimmern für sie bauen…


Sr Maria Faria, Kinderkrankenschwester

Idai und der folgende Regen haben mein Bett und
meinen Kühlschrank zerstört. Mit dem zusätzlich
verdienten Geld konnte ich mir ein neues Bett und
einen neuen Gefrierschrank kaufen und konnte
sogar noch meine Eltern und Großeltern etwas
unterstützen…


Über private Kontakte zu einem Priester konnte schnell und effizient geholfen werden:

Mit Hilfe des Vereins wurden 250 – 270 ältere Menschen, schwangeren Frauen und Kindern vier Tage die Woche über neun Monate mit warmen Essen versorgt, insgesamt wurden ca. 42.923 Gerichte ausgeteilt. Die Mahlzeiten wurden im Hof der Kirchengemeinde von drei jungen Erwachsenen, die eine kleine Aufwandsentschädigung erhielten, und mehreren Freiwilligen, die bei der Lieferung des Essens halfen, gekocht und verteilt. Mit Hilfe des verdienten Geldes konnten die Köche ihre Häuser wiederaufbauen. Jetzt wollen sie einen kleinen Imbiss starten, um für ihre Familien zu sorgen.

Außerdem erhielt eine Gruppe von 20 bis 30 Kindern im Alter von 2 bis 6 Jahren jeden Tag Essen und Schulbildung in einer kleinen Schule der Mission. Weiterhin wurden vier Häuser gebaut und zehn Häuser saniert und einige andere kleine Hilfen für andere Familien geleistet, zum Beispiel ein Fahrrad gekauft.

Der Priester Fidel Salazar del Muro schrieb an uns:

Liebe Freunde “Förderverein Kinderklinik Beira”

Liebe Freunde, einem Jahr nach IDAI, möchte ich im Namen aller Menschen, die von Ihrer Solidarität und Hilfe profitiert haben, Ihnen für Ihre Großzügigkeit danken.

Vor einem Jahr fegte der Zyklon IDAI mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 km / h über die Stadt Beira, starke Regenfälle folgten, zwei bis drei Wochen erlebten wir nur Regen und keine Sonne.

Durch diese Erfahrung fühlten wir uns klein und zerbrechlich angesichts der unkontrollierten Naturgewalt. Wir fühlten uns ohnmächtig und hilflos gegenüber der Stärke der Winde und der Intensität des Regens.

Wir haben Zeit damit verbracht, die durch den Zyklon verursachten Trümmer zu „bewundern“. Bäume, die unantastbar zu sein schienen, standen entwurzelt auf dem Boden. Zerstörte Häuser, die Gebäude, die mit jahrelange Anstrengung nach dem Krieg erbaut wurden, der Traum von einem eigenen Haus, heute war plötzlich alles am Boden zerstört. Tausende Häuser ohne Dach. Wege, die es plötzlich nicht mehr gab, umgestürzte Bäume, Äste und Schlamm dort, wo vorher ein Weg war…

Tausende Kokospalmen mit ihren großen Blättern, die zu „weinen“ schienen, verbrannt von der Kraft des Windes. Durch umgefallene Strompfosten drohen Kurzschlüsse, Kabel überall… Das Meer wollte sich die Straßen der Stadt erobern. Menschen, die nicht wissen, wohin sie gehen sollen, auf der Suche nach einer Zuflucht, um sich zu verstecken, um etwas zu essen zu finden, um Feuerholz zu suchen… Angesichts dieser Szenarien, fragen sich die Menschen, wem sie die Schuld geben müssen. Gott? Der Regierung? Uns selbst? Anderen?

Wir hatten Zeit, über unser Schicksal zu klagen. Wir hatten Zeit, zu weinen, zu teilen, unsere Überlebensgeschichten zu hören, nach einer Erklärung zu suchen, die uns trösten und uns helfen könnte, von vorne zu beginnen, zu teilen. Wir haben „die Zeit der Trauer“ überwunden und unsere Ärmel hochgekrempelt, um die Dinge wieder an ihren Platz zu bringen. Es stellt sich die Frage, wo wir anfangen sollen.

Wir haben es dann wie folgt gemacht / gedacht:

Erstens

Wege freimachen, schnell wiederherstellen, was uns helfen kann. Besonders auf die am stärksten gefährdeten Menschen ein Augenmerk richten:  Kinder, ältere Menschen, schwangere Frauen…

Zweitens

Um Hilfe bitten, Ressourcen suchen… Gott sei Dank, haben Sie unseren Schrei gehört und unsere Not gesehen. Sie haben großzügig mit Ihrer Hilfe reagiert, die wir sofort nutzen, um Sicherheit zu gewährleisten und die Auswirkungen zu minimieren. Ihre Hilfe, Ihre Solidarität helfen uns, unsere Hoffnung wiederzugewinnen und zu glauben, dass wir aufstehen und neu anfangen können. Ihre Hilfe und Solidarität, die in Ihrem Mitgefühl und den finanziellen Mitteln, die Sie uns geschickt haben, zum Ausdruck kamen, haben uns geholfen, aufzustehen und unser Leben, unsere Familien und unsere Stadt Beira wiederaufzubauen.

Drittens

Berichte, Abrechnungen, Auswertung über das, was getan wurde, was wir erreicht haben, müssen verfasst werden. Pläne müssen gemacht werden über das, was noch zu tun ist, und das ist noch viel. Es gibt noch öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Gesundheitszentren und Häusern, die noch nicht wiederaufgebaut wurden. Die bestellten Felder müssen noch wachsen und es muss weiterhin nach Nahrung zur Selbstversorgung gesucht werden.

Viertens

Diese Situation veranlasst uns, ernsthaft über Klimaveränderungen nachzudenken, die bereits eine Tatsache sind, sie sind keine Prognosen, sie sind eine Realität, sie sind keine „Filme“, in denen wir mit Hintergrundmusik das Ende schaffen können, und eine Realität, in der konkrete Menschen mitgerissen wurden Stärke des Windes und des Wassers, wo die Habseligkeiten, die mit der Anstrengung eines Lebens erworbenen Vermögenswerte vor Ort sind. Noch heute, nach einem Jahr, erleben wir diese Folgen des Zyklons.

Wir müssen erkennen, dass wir Teil des Problems und Teil der Lösung sind. Das muss uns klar sein. Wir haben bereits die Grenze der Widerstandsfähigkeit der Erde erreicht.

Und abschließend

Wir danken Ihnen aufrichtig und von Herzen für ihr Engagement für uns.

Wir danken Ihnen, indem wir uns dazu verpflichten, kleine Dinge zu tun und schädliche Gewohnheiten zu ändern, keine Bäume mehr zu fällen ohne Wiederaufforstungsplan…

In den kleinen Aktionen der Veränderungen in Bezug auf „Mutter Natur“ danken wir Ihnen.

Pater Fidel Salazar del Muro
Missionar von Afrika
Beira, 02-03-2020

Um eine möglichst authentische Stimme zu Wort kommen zu lassen wurde der Brief möglichst wortgetreu übersetzt und nur leicht gekürzt, weshalb das Deutsch an mehreren Stellen etwas holprig klingt. Vielen Dank für Ihr Verständnis. 


Dr Armando Macotore, Arzt im Hospital Central da Beira und HIV – Aktivist, sagte in einem kurzen Telefoninterview:

Sofort nach Idai, hat der Förderverein dort geholfen, wo es dringend war:

Für das Waisenhaus wurden zunächst Nahrungsmittel gekauft, als dies von anderen Hilfsorganisationen übernommen wurde, wurde dringend notwendige Medikamente und Reinigungsmittel und Hygieneartikel erworben. Außerdem wurde das Team des Waisenhauses um mit zwei Ärzte und eine weitere Krankenschwester ergänzt, so dass die vielen kleinen Kinder, die neu hinzukamen und oft krank waren, sofort vor Ort medizinisch betreut werden konnten. Dadurch konnten viele Krankenhausaufenthalte und sicher auch manchmal der drohende Tod verhindert werden.

Sehr wichtig fand ich auch die Verteilung von Lebensmitteln an die HIV-positiven Kinder, die schon lange von einer psychosozialen und spirituellen Unterstützung durch den Verein finanziert, profitieren. Diesen Kindern, die wir Aktivisten gut kennen, direkt helfen zu können war wunderbar…

Und wirklich war es nur mit Hilfe des Vereins möglich eine qualitativ akzeptable Versorgung der Kinder in der Kinderklinik, besonders in der Notaufnahme zu gewährleisten. Ohne die zusätzlich arbeitenden Pflegekräfte und Ärztinnen wäre das Chaos perfekt gewesen… die internationalen Hilfsorganisationen haben im Gesundheitssektor die Arbeit außerhalb des Zentralkrankenhauses unterstützt, aber wenn die Patienten das Krankenhaus erreicht hatten, waren dort nur die lokalen Arbeitskräfte, und die sind ja schon im Normalfall eher überlastet…

Lobenswert ist, wie unbürokratisch der Verein hilft – vielen Dank!


Paula Salgado, Direktorin des Waisenhauses

Die Hilfe des Fördervereins hat maßgeblich zur Genesung vieler Kinder, die im Waisenheim lebten und der, die nach dem Zyklon neu zu uns kamen, weil sie ihre Familien in den Wirren von Idai verloren hatten, beigetragen.

Dr. Annett und Dr. Konrad arbeiten seit 2005 bis heute mit uns zusammen, um die Gesundheitsversorgung der von uns betreuten Kinder zu verbessern. Sie wissen, was uns fehlt… so bekamen wir schnell Hilfe, Nahrungsmittel, Medikamente und vor allem auch Personal…

Diese Partnerschaft mit dem Waisenheim hat die für das Leben dieser Kinder erforderlichen Fachkräfte erheblich empowert und eine stärkere Interaktion mit der pädiatrischen Abteilung des Zentralkrankenhauses geschaffen.  Das war und ist sehr wichtig für uns alle hier im Waisenheim…

Herzlichen Dank!!!


Der Wirbelsturm IDAI hat unsägliches Leid verursacht, aber auch eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft und der Solidarität bewirkt. Gerade die Menschen, die durchschnittlich 0,4 Tonnen CO2 Verbrauchen (Deutschland 9,4) bekommen den Klimawandel so sehr zu spüren.

IDAI ist aber nur ein Teil der Katastrophe Mosambiks. Die bittere Armut, die den Kindern des Landes (2/3 der Bevölkerung ist unter 24 Jahre alt) Nahrung, sauberes Wasser, Bildung zu Zugang zu Medizin versperrt, wird von der eigenen Regierung ignoriert und von der Weltöffentlichkeit ebenfalls. Bei allem Respekt vor dem CONVID 19 Virus: Die Tatsache, dass täglich 20.000 Kinder an Hunger oder leicht zu behandelnden Krankheiten stirbt, findet nicht ein Promille der Medienöffentlichkeit wie das neuartige Virus.

Herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender

Annett Pfeiffer / Konrad Steidel / Jan Salzmann